Obstbäume pflanzen
Es gibt verschiedenste Ansätze, wie man Obstbäume vor "Wühlmausfraß" schützen kann. Dies ist insbesondere für Apfel- und Birnbäume relevant, wenn man nicht bereit ist, hohe Ausfallraten in Kauf zu nehmen. Kirsch- und Zwetschgenbäume sind sehr viel weniger beliebt bei den ungeliebten Nagern - hier kann man sich ernsthaft überlegen, ganz auf einen Schutz zu verzichten.
Die im Handel angebotene Wühlmauskörbe meist allerdings sehr klein; die Gefahr, dass die Schermäuse (so heißen sie eigentlich) alle Wurzeln darum herum kurz halten ist groß, ebenso die Gefahr, dass die Wurzeln durch das Drahtgeflecht eingeschnürt werden und der Baum dadurch Schaden nimmt. Daher stellen wir hier einige Methoden vor:
- Pflanzung in geschlossenen, Drahtkorb (im besten Fall min. 50 x 50 cm - besser größer, z.B. 80 x 80 cm, selbst aus verzinktem 13 mm-Drahtgeflecht und vertinktem Draht "genäht" oder im Facahhandel erworben)
- Pflanzung in Rollkies oder in Steinpackung (scheint bei kompakter Schüttung/einbau der Wurzeln in dickes, kompaktes Steinpaket sehr gut zu funktionieren - Wühlmäuse graben ungern in kompakten Steinhaufen, der Baum wurzelt problemlos hindurch; Nachteil: großer Stein-/Kiesbedarf, vgl. z.B. Bauanleitung des Bergischen Streuobstwiesenverein e.V.)
- Pflanzung in nach unten offenem Drahtgeflecht-Zylinder (Selbstbau nach Vorbild der AG Obstgehölzpflege des Pomologen Verein e.V. bzw. Bergischer Streuobstwiesenverein e.V.)
Letztere Methode wollen wir hier kurz ausführen, da sie den Vorteil hat, dass kostengünstig und ohne großen Aufwand größere Wühlmaus-freie Zonen hergestellt werden können und, dass der Baum nach unten ungestört Wurzeln bilden kann. Das Prinzip beruht darauf, dass Wühlmäuse in der Regel nur in der lockeren Oberbodenschicht graben (selten tiefer als 50 cm, wenn Schotter/Kies ansteht vermutlich nicht einmal so tief).
Pflanzung in nach unten offenem Drahtgeflecht-Zylinder - Schritt für Schritt:
(Fotos: © Johann-Christian Hannemann 2021)
- Pflanzgruben je nach Bodenaufbau ca. 60 - 70 cm tief ausheben (ggf. Minibagger bzw. Anbau-Erdbohrer mit passendem Durchmesser, 50 – 100 cm)
- Bodenschichten nicht/möglichst wenig durchmischen für späteren Wiedereinbau in richtiger Schichtungsreihenfolge (Tipp für Handschachtung: Aushub auf Plane schaufeln!)
- Bei maschinellem Aushub der Pflanzgruben: händisch Ränder mit Spaten/Grabegabel nachstechen (Auflösen maschineller Verdichtung vom Aushub für Ermöglichung Durchwurzelung)
- Drahtgeflecht-Zylinder herstellen
- Material: Sechseckgeflecht (Kaninchengeflecht) 13x0,7x1000mm, verzinkt, von der Rolle
- Bauanleitung vgl. Bergischer Streuobstwiesenverein e.V.
- Entgegen obiger Anleitung:
- schneide ich 2,3 - 2,5 m x 1,0 m Abschnitte für einen Zylinder mit ca. 60 - 70 cm Durchmesser
- ich knicke den Abschnitt in der Mitte zusammen, falte beide Enden zusammen 2-3x um (mit Schuhen kann man die Faltung gut festtreten; so spart man sich das aufwendige, beschriebene „Vernähen“ beider Enden) und öffne den so entstandenen Zylinder
- Zwei (bei Beweidung drei oder vier!) Robinienpfähle (Länge 2,5-2,8 m x 10-12 cm, ggf. 8-10 cm Durchmesser) an gegenüberliegenden Rändern des Pflanzlochs z.B. mit Pfahlramme so einschlagen, dass Pfosten am Ende ca. 1,80 – 2,00 m über die Bodenoberfläche herausstehen
- Drahtgeflecht-Zylinder innerhalb der Pfosten in Pflanzgrube einsetzen und Boden in richtiger Schichtungsreihenfolge innerhalb und außerhalb des Drahtzylinders wiedereinfüllen. Sofern Boden nicht nass: mit Schuhen o.ä. immer wieder festtreten, außerhalb des Drahtzylinders wiederverfülltes Material z.B. mit Werkzeugstiel / Pfosten ebenfalls wieder leicht verdichten, um in die Tiefe graben von Wühlmäusen zu verhindern
- Anschneiden beschädigter Starkwurzeln bis ins gesunde „Holz“; Feinwurzeln auf keinen Fall entfernen/anschneiden
- Baum 5-10 cm über dem Bodenniveau erhöht pflanzen (wegen nachträglichem Absetzen; ein auf Bodenoberfläche liegender Spatenstiel o.ä. kann hierbei Orientierung geben); Wurzelansatz auf keinen Fall tiefer als in Baumschule pflanzen!
- Beim Einfüllen der Erde im Wurzelbereich am Baum rütteln und etwas nach oben ziehen, damit sich Hohlräume mit Erde füllen
- Am Ende des Verfüllens muss gesamter Erdaushub wieder verbaut sein (Anhaltspunkt für Sackung!)
- In oberste 3-5 cm Bodenschicht (Humusschicht) Reifekompost ggf. im Gemisch mit Urgesteinsmehl Festmist (nach Bedarfsermittlung durch Bodenprobe) bzw. ENDO-Mykorrhiza einmischen (besser: Kompost/Festmist als Mulch erst im März/April des Folgejahres obenauf legen, Stamm von Mist/Kompost min. 10 cm freihalten)
- Grassoden dürfen nicht wieder verfüllt werden, der Oberboden/Humus möglichst schon (mit Ehrenamtler:innen: ausklopfen)
- Entgegen obiger Anleitung die über der Bodenoberfläche überstehenden 30-40cm Drahtgeflecht durch Zusammenfalten und mehrfaches Umknicken der dadurch entstehenden "Ecken" stammnah schließen (Wühlmäuse klettern sonst hinein!)
- Schutzanstrich Stamm (falls keine Holz-Stammschutz-Manschetten, je nach Produkt: 1-2-fach) + Anbringen Stammschutzmanschette aus Drahtgeflecht (oberen Rand nach außen biegen, damit er nicht am Stamm scheuert)
Alternativ: Anbringen von Holz-Stammschutz-Manschetten > kein Schutzanstrich nötig (ein Selbstbau kann z.B. erfolgen, indem man dünne Holzlatten mit U-Haken und auf fingerdicke Lücke auf ca. 1/3 und 2/3 der Höhe auf 2 ausreichend lange Stücke Gartenschlauch nagelt - den entstehenden "Zaun" kann man dann um den Stamm legen. Baut man es länger, erhält man einen mitwachsenden Stammschutz, der, da er bodeneben aufsitzt, gleichzeitig auch vor Anmähen schützt) - Anbinden mit mitteldickem, doppelt gelegtem Kokosfaserstrick (Qualität mitteldick, 2kg=ca. 140m; nicht zu straff und nicht zu locker, damit Baumstamm sich etwas bewegen und Dickenwachstum machen kann –> geringere Bruchgefahr, robustere Wurzelausbildung)
- Angießen/Einschlämmen (50 l/Baum; bzw. je nach Bedarf & Witterung: bei feuchter Witterung genügt die Bodenfeuchtigkeit für Anwachsen)






Literaturtipps
Landschaftspflegeverband Aschaffenburg e.V. (Hrsg.): Pflanzung und Pflege von Streuobstbäumen – Naturgemäßer Obstbaumschnitt für die Praxis
(Schlaraffenburger Streuobstagentur, 60 Seiten, mit 98 Farbfotos und 61 Grafiken, 10 €)
Hans-Thomas Bosch/KOB: Naturgemäße Kronenpflege am Obsthochstamm (Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee, 2. Auflage, 2016, 192 Seiten, über 500 Bilder und Grafiken, "das" Standard-Bildwerk mit Pflegeserien vom Jung- bis Altbaum, 28 €)
Deutscher Pomologen-Verein: Jahreshefte
u.a.: J. Bäurle "Wurzelentwicklung beim Wühlmausschutz mit Steinen" im Jahresheft 2020, S. 196f.